Leserbriefe

28.Juni 2025


Bürgerbeteiligung nur eine Fußnote?

Die Diskussion zum Windpark Rappeneck wogt nach der Entscheidung des Vöhrenbacher Rats weiter. Mehrere Bürger formulieren grundsätzliche Bedenken

Was sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung abgespielt hat, ist aus Sicht vieler Bürger Vöhrenbachs und Umgebung nichts anderes als ein demokratisches Fiasko. Der Beschluss, städtisches Land für den Bau eines Windrads zu verpachten, wurde durchgedrückt - über die Köpfe der direkt Betroffenen hinweg.

Ein kurz zuvor eingereichtes Rechtsgutachten, das auf erhebliche Rückbaukosten für den Grundstückseigentümer und somit die Stadt hinwies, wurde lediglich am Rande erwähnt und nicht ernsthaft diskutiert. Dieses Ignorieren zentraler Risiken zeugt von einer erschreckenden Sorglosigkeit im Umgang mit öffentlichen Mitteln und Verantwortung.

Noch gravierender ist jedoch: Die Bürger wurden im Vorfeld nur unzulänglich informiert, geschweige denn aktiv mit einbezogen. Hinweise auf frühere Einspruchsmöglichkeiten waren so versteckt, dass man sie fast als Alibi-Kommunikation bezeichnen muss.

Wer sich im Nachgang auf diese formalen Schritte beruft, um Kritik zu entwerten, betreibt nichts anderes als institutionelle Bequemlichkeit auf Kosten ehrlicher Bürgerbeteiligung. Die vielen kritischen Stimmen in der Bürgerschaft wurden weder gehört noch ernst genommen.

Es entstand der Eindruck, dass die Entscheidung längst gefallen war und die öffentliche Debatte nur noch der Show diente. So geht man nicht mit Menschen um, deren Lebensumfeld langfristig und tiefgreifend verändert wird.

Die Anwohner des Windparks Rappeneck stehen nun vor vollendeten Tatsachen. Ihre Bedenken werden kleingeredet, ihre Argumente abgetan. Was bleibt, ist das Gefühl: Wir wurden übergangen.

Das Vertrauen in die kommunale Entscheidungsfindung hat schweren Schaden genommen. Dieser Prozess war kein Beispiel gelebter Demokratie - er war ein Lehrstück in Entfremdung zwischen Gemeinderat und Bevölkerung. Und ein absolutes Desaster für alle, die in direkter Nähe betroffen sind.

Wer Menschen derart übergeht, braucht sich nicht wundern, wenn sich Widerstand formiert. Denn: Die Bürger sind nicht Störfaktoren im Planungsprozess - wie auf der Gemeinderatssitzung von einem Gemeinderatsmitglied kommuniziert. Sie sind der Souverän. Und sie verdienen Respekt, nicht Ignoranz. Wir fordern die Verantwortlichen auf, innezuhalten, nachzubessern und endlich wieder auf Augenhöhe mit den Menschen zu sprechen.

Es geht hier nicht nur um ein Projekt - es geht um Prinzipien. Und um die Frage, ob Bürgerbeteiligung mehr ist als eine Fußnote im Protokoll.

Demokratie lebt vom Zuhören und Mitgestalten. Wer das verweigert, hat den Kompass verloren.


Jörg Klausmann, Judith Reidelbach, Alexander Schneider, Nikolaus Schätzle, Christine Schmidt, Kerstin Heizmann, Tobias Kreuz, Martin Zech, Ursula und Helmut Ruf, Anett Günther, Axel Sucker



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