Leserbriefe

April 2019


Bürger und Experten. Hat der "Energiedialog" die Diskussion wirklich versachlicht ?

In der BZ vom 4. April ist zu lesen, dass sich die Bürger aus Kappel und Horben nicht um den Infraschall aus den geplanten Windenergieanlagen sorgen müssen, sondern wenn überhaupt um den hörbaren Schall. Und der bleibt vermutlich im Rahmen der Grenzwerte. Also alles halb so schlimm ?

Beim Lesen hat man den Eindruck, die Experten dienten mehr der Beruhigung als der korrekten Information. Die Aussage des LUBW, "der durch Windräder hervor­gerufene Infraschall sei äußerst gering" (bei 480 m Abstand) steht in klarem Widerspruch zu Messungen unabhängiger Fachleute. Die Bundesanstalt für Geologie und Rohstoffe hat z.B. in ca. 2 km Entfernung von einem relativ kleinen Windrad mehr als 70 dB gemessen - der Schalldruck einer lauten Autostrasse, auch wenn er nicht hörbar ist. Die Infraschall-Publikation des LUBW aus 2016 ist vielfach unzureichend, z.B. gibt es im entscheidenden Frequenzbereich unter 8 Hz zu wenige und unklare Ergebnisse, es fehlen Messungen in Gebäuden, die Ausbreitung des Infraschalls der Anlagen im Untergrund wird nicht gründlich untersucht usw. Dennoch dient sie noch immer als amtliche Faktenbasis.

Von einem Forschungsvorhaben des Umweltbundesamtes wird berichtet, Test­personen hätten einen Tag unter Infraschall-Einwirkung schadlos über­standen. Solange nicht nachweislich pulshaltiger Infraschall verwendet wird, wie ihn Wind­anlagen emittieren, helfen solche Au­ssagen nicht bei der Einschätzung ihres Gesund­heitsrisikos. Auch der Infraschall der Meeresbrandung ist gefahrlos.

Bleibt der Hörschall. Nicht nur die Bürger aus Kappel und Horben, sondern wir alle müssen uns Sorgen machen um überholte Grenzwerte des Lärmschutzes. Seit Jahren wird die Aktualisierung der TA Lärm gefordert und verzögert. Jetzt werden den Einwohnern nachts 45 dB zugestanden, wenn sie im "Mischgebiet" wohnen, im "reinen Wohngebiet" hätten sie Anspruch auf 35 dB, also nur ein Drittel des Schalldrucks.

Der Artikel zeigt, wie sich die Akteure des Windenergie-Ausbaus und unzurei­chend informierte Politiker und Bürger mit den Risiken und Nebenwirkun­gen der Windenergie arrangieren. Eine echte Energiewende braucht das Ver­trauen der Bürger und damit auch kompromisslose Offenheit.

Im Namen der Schwarzwald Vernunftkraft e. V.

Prof. Dr. Werner Roos, Vorsitzender

Internet: www.vernunftkraft-schwarzwald.de.

April 2019


< Zurück

Schwarzwald Vernunftkraft e.V.
info (at) schwarzwald-vernunftkraft.de